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Wann sind es "richtige Wehen"?

Welle von Luitgard Ilg, Wehentätigkeit, wann in die Klinik?
Gemälde von Luitgard Ilg (2017)

Gerade beim ersten Kind höre ich als Hebamme oft die Frage:

Woran erkenne ich denn, dass es "richtige Wehen" sind und dass die Geburt wirklich beginnt? Um nicht unnötig früh in die Klinik zu fahren und ggf. wieder nach Hause geschickt zu werden, sollte man wissen, was im Körper einer Schwangeren in den Tagen vor der Entbindung vor sich geht.

 

Zunächst einmal gibt es mögliche Vorboten, die die baldige Geburt ankündigen können...


Vorboten, die die Geburt ankündigen

  • Dein Bauch senkt sich ab der 36. Schwangerschaftswoche (Du bemerkst evtl., dass Du wieder besser atmen kannst, da der Druck nach oben abnimmt - gleichzeitig drückt es aber mehr nach unten, was sich vielleicht dadurch äußert, dass Du häufigeren Harndrang verspürst).
  • Die Kindsbewegungen nehmen ab oder werden heftiger (Deinem Baby wird es langsam eng :-))
  • Du spürst ab und zu schon so genannte Senkwehen (ziehende, periodenähnliche Schmerzen)
  • Manche Frauen bekommen Durchfall oder haben vermehrt Blähungen (denn der Darm ist aktiver als sonst)
  • Der Schleimpfropf, der Deine Gebärmutter während der Schwangerschaft verschlossen hat, kann abgehen (Du hast leicht blutigen Schleim in Deinem Slip)
  • Du spürst eine innere Unruhe, möchtest alles für Dein Kind vorbereiten und putzt vielleicht noch einmal die ganze Wohnung
  • In dieser Zeit solltest Du die letzten Vorbereitungen für die Geburt treffen. Spätestens jetzt muss der Koffer für die Klinik gepackt parat stehen. Dein Partner sollte erreichbar sein, wenn er Dich in die Klinik begleiten möchte.

Die Latenz-Phase

  • Dann folgt die so genannte Latenzphase, die sich manchmal über einige Tage hinziehen kann und in der Folgendes geschieht:
  • Der Beginn regelmäßiger, teilweise schon schmerzhafter Wehen
  • Die Verkürzung des Gebärmutterhalses, gefolgt von der langsamen Eröffnung des Muttermunds (erst bei einer Öffnung von etwa 4 cm spricht man davon, dass die Geburt begonnen hat)
  • Die Wehentätigkeit wird regelmäßiger. Liegen die Abstände zwischen den Wehen bei ca. 5 min., könnt Ihr Euch langsam in Richtung Klinik bewegen

Was kannst Du jetzt tun?

 

  • Was kannst Du in der Latenzphase tun?
  • Das Schmerzempfinden jeder Frau ist unterschiedlich. Daher kann es sein, dass Du in dieser Zeit noch gut alleine mit den Wehen zurecht kommst und es wäre prima, wenn Du so lange wie möglich in Deiner Dir vertrauten Umgebung bleiben könntest
  • Beweg Dich so, wie es Dir gut tut. Wenn Du magst, beuge Dich in der Wehe nach vorne und stütze Dich ab.
  • Atme während der Wehen tief in Deinen Bauch!
  • Lenke Dich ab mit Hausarbeit, Kochen, Spielen, schau Dir einen Film an oder was immer Du gerne tust.
  • Um zu testen, ob es sich nur um Übungswehen oder schon um "richtige Wehen" handelt, kannst Du noch einmal in die Badewanne gehen. Geht die Wehentätigkeit zurück, dann hast Du noch Zeit. Bleiben die Wehen regelmäßig und nehmen an Intensität zu, dann pack in Ruhe Deine Sachen und mach Dich auf den Weg in die Klinik.
  • Aber vor allem: Höre in Dich hinein. Dein Instinkt sagt Dir, wann es ernst wird!
  • Sobald Du Dir Unterstützung wünschst und Dich zuhause nicht mehr sicher fühlst, nimm Kontakt mit Deiner Hebamme bzw. dem Kreißsaal auf und beschreibe wie es Dir geht. Gemeinsam könnt Ihr dann entscheiden, ob es jetzt an der Zeit ist in die Klinik zu fahren.